Spannungsvoll und scheinbar mühelos

Auftaktkonzert im Rahmen des Musiksommers. Vokaloktett „Vocamino“  begeistert in der Finkenbergkirche mit a-cappella Gesang

Renaissance-Madrigale, Kompositionen der Romantik und moderne und traditionelle Weisen zum Thema „Himmlisch-Irdisch“ sorgten in der Finkenbergkirche jetzt für ein begeistertes Publikum. Das Vokaloktett „Vocamino“ mit Sarah Thomas, Renate Graus (Sopran), Hanna Zintzen, Dorothee Klüppel (Alt), Yannick Flaskamp, Martin Thomas (Tenor), Ernst Wawra und Florian Zintzen (Bass) bestritt mit seinem a-cappella Gesang das Auftaktkonzert im Rahmen des Musiksommers. „Das war ein Geschenk des Himmels“, „Wir erlebten eine Sternstunde“, „Unglaublich, was man mit Stimmen alles machen kann“, „Das war Gesang in Vollendung“, so lauteten die Rückmeldungen der Zuhörer nach dem Konzert.

Verschiedene Stilepochen

Das aus erfahrenen Chorsängerinnen und Chorsängern bestehende Ensemble, das sich im Jahre 2009 gegründet hat, bewegte sich scheinbar mühelos durch die verschiedenen Stilepochen der Musikgeschichte, wobei die musikalische und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Tod, dem Licht und dem Dunkel sowie dem Himmel und der Erde das Programm bestimmten. Gleich zu Beginn unterstrichen sie ihre Vielseitigkeit in „Lirum Bililirum“ von Rossino Mantovano aus dem 16. Jahrhundert. Wehmütige Klänge gab es mit dem Volkslied „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac. Bob Chilcott, Jahrgang 1955, komponierte „Oculi Omnium“ für die King’s Singers. Der britische Choral in lateinischer Sprache zählte mit zu den Höhepunkten des Abends.

Schwermütige Lieder folgten wie das „Lay a garland“ von Robert L. Pearsall und das „Weep o mine eyes“ von John Bennet. Hoffnung gab es dagegen mit der fünfstimmigen Motette „So fahr‘ ich hin“ von Heinrich Schütz. Die Interpretation des Männerchores mit Johannes Brahms „In stiller Nacht“ war Chorgesang, wie man ihn sich schöner kaum wünschen kann für diese Musik. Weich, klar, absolut sauber und differenziert wurden sie dem Brahmschen Ideal der schlichten Einfachheit gerecht. Auch der Frauenchor, der das berühmte Terzett „Hebe dein Augen auf“ aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör brachte, zeigte hier seine Stärken. Dazu gehörten die leicht und klar geführten Stimmen und der äußerst homogene Chorklang. Selbst in den hohen Lagen klang alles einheitlich und leicht.

Überhaupt wurden alle Stücke von den Sängerinnen und Sängern spannungsvoll und schlüssig interpretiert. Die Tempi waren so gewählt, dass sie scheinbar mühelos auch lange Phrasen spannungsvoll gestalteten, ohne gehetzt zu klingen. Jeder Sänger schien genau zu wissen, was er sang, was sich unmittelbar in der Ausdruckskraft der Stücke widerspiegelte. Beachtenswert war die Sicherheit in der schwierigen Motette „Crucifixus“ des Antonio Lotti.

Mit der Ballade „Die traurige Krönung“, das Hugo Distler nach einem Mörike-Gedicht geschaffen hatte, brachten die Damen und Herren dessen eigenwillige Melodik und Rhythmik nachdrücklich zur Wirkung. Mystisch und stimmungsvoll wirkte das „O magnum mysterium“ vom Amerikaner Morten Lauridsen, das die Weihnachtsgeschichte zum Thema hat.

Die Sehnsucht nach dem verheißenen Land kam in dem Spiritual „Deep River“ zum Ausdruck. Sehr rhythmisch und pfiffig erklang das Liebeslied „Night and Day“ von Cole Porter. Und auch das „Shower the people you love with love“ von James Taylor war sehr beeindruckend.

Die Zuhörer in der gut gefüllten Finkenbergkirche spendeten lang anhaltenden Beifall. Als Zugaben folgten dann das russische Volkslied „Tum Balalaika“ mit jiddischem Text und das Lied „Il est bel et bon“ von Pierre Passereau, in dem sich zwei Waschweiber über ihre guten und schönen Männer unterhalten.

 

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 7. Mai 2014